Willkommen Foren Allgemeines Lieblingsbelege – Persönlich besonders interessante und wertvolle Zeppelinpost Lady Hay Drummond Hay bei der ersten Äquatorüberquerung der ‘Graf Zeppelin’

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    • alfred
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        Hallo zusammen,

        Das ist gar nicht so einfach, aus einer Sammlung, die man mit viel Herzblut und erheblichen Aufwand über viele Jahre hinweg aufgebaut hat, einen „Lieblingsbeleg“ auszuwählen – ich kann mich eigentlich über fast alle meine „Schätze“ immer wieder freuen …
        Aber eine Postkarte hat in mehrfacher Hinsicht eine besondere Bedeutung in meiner Sammlung zur „Zeppelinpost der Südamerikafahrt 1930“, die ich hier gerne zeigen möchte, obwohl sie weder besonders wertvoll, noch optisch besonders attraktiv ist.

        Lady Grace Hay Drummond-Hay, als Journalistin der Hearst-Presse eingeladener Stammgast bei den großen Fahrten des LZ 127, schrieb diese Karte anlässlich der ersten Äquatorüberquerung eines Luftschiffs am 22. Mai 1930 und adressierte sie an ihre Londoner Adresse. Vom Chronisten der Fahrt, dem Weltkriegsluftschiffer Kapitänleutnant a.D. Joachim Breithaupt wissen wir (-> J.Breithaupt, „Mit Graf Zeppelin nach Süd- und Nordamerika“, Verlag Schauenberg, 1930), dass sie bei der an Bord zelebrierten Äquatortaufe den Namen „Hayflower“ erhielt, worauf sie sich im Kartentext bezieht. Auf einem bei dieser Feier aufgenommenen Foto ist sie zusammen mit dem Wachkapitän Karl von Schiller zu sehen, der als „Aeolus“ – dem Neffen Neptuns – verkleidet die Taufe für Besatzung und Passagiere vornahm. Das Foto füge ich bei.

        Es gibt eine zweite Besonderheit, die postgeschichtlich interessanter ist: die Karte ist mit 6 RM freigemacht, was übrigens während der tiefen Depression im Jahr 1930 eine Menge Geld war. Eine für Fahrten außerhalb Europas zu befördernde Postkarte kostete 2 RM, womit der Luftschifftransport für eine außereuropäische Zwischenetappe sowie die terrestrische Weiterbeförderung zur Zieladresse abgedeckt war. Sollte ein Poststück über mehrere Etappen per Luftschiff befördert werden, erhöhte sich das Porto je Etappe um 2 RM für Karten bzw. 4 RM für Briefe. Diese Regelung galt in erster Linie für Poststücke, die in Friedrichshafen bzw. Berlin aufgeliefert wurden (Karten bis Südamerika 2 RM, bis Lakehurst 4 RM, zurück nach Europa 6 RM), sinngemäß galt sie aber auch für Briefe und Karten, die bei der Posthilfsstelle an Bord – dem „Bordpostamt“ – abgegeben wurden. So konnte auch sogenannte Mehretappen-Bordpost entstehen, die abgesehen von vorgefertigten Belegen der Firma Sieger mit Belegdaten 20. bzw. 22.5.30 nicht häufig ist. Relativ selten findet man über mehrere Etappen beförderte und entsprechend frankierte Belege bei „echter“ (Bedarfs-) Bordpost wie bei der gezeigten Karte, die laut Ankunftstempel vom 6.Juni 1930 bis zum Ende der Reise an Bord blieb.
        Wäre es Lady Drummond-Hay nicht um das Stempeldatum der historischen Äquatorüberquerung gegangen, hätte sie 4 RM gespart, wenn sie die Karte einfach später abgegeben hätte – denn die Lady blieb bis zum Ende der Reise an Bord.
        Zu den Portostufen für Bordpost bei Fahrten über mehrere Etappen habe ich bisher wenig gelesen; anscheinend handelt es sich um ein relativ wenig beachtetes Thema.
        Wie war das eigentlich bei den anderen großen Fahrten über mehrere Etappen?

        Für mich „besonders“ ist auch die Provenienz der Karte: „gefunden“ habe ich sie bei der unvergessenen 333. Köhler-Auktion in Wiesbaden, als die große Sammlung von Gerhard Wolff im Jahr 2008 (sic!) versteigert wurde. Obwohl die Karte im Vergleich zu den vielen „Oberrosinen“ der Sammlung den Katalogmachern zu unbedeutend erschien, um als Einzellos präsentiert zu werden, gab es immerhin im Internet auch undeutliche Abbildungen der Sammellose, so auch zur Losnummer 488, den „58 Briefen und Karten zur SAF 1930“. Zwei Mal hatte ich Glück: zunächst erkannte ich die Handschrift von Lady Drummond-Hay, was die Karte eigentlich als Einzellos qualifiziert hätte und zweitens wurde das für mich viel zu teure Los einem als Händler tätigen guten Freund aus unserer ArGe zugeschlagen, von dem ich die Karte dann ohne Konkurrenten zu einem fairen Preis erwerben konnte. Alles in allem: viel Glück gehabt!

        Viele Grüße
        Alfred

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      • klaus
        Teilnehmer
          Beitragsanzahl: 165

          Hallo Alfred,

          meinen Glückwunsch zu diesem außergewöhnlichen Stück. Ich habe deine Karte schon öfters bewundern dürfen und hätte diese, an deiner Stelle, wohl auch zu einem meiner Lieblingsstücke ausgewählt.

          Es gibt nur wenige solcher Belege die in dieser Weise, sowohl philatelistisch wie auch historisch, harmonieren. Noch dazu in dieser optisch grandiosen Form!

          Aber einen Kritikpunkt bei deiner Beschreibung muss ich anfügen (großer Smiley):

          Zitat: “Auf einem bei dieser Feier aufgenommenen Foto ist sie zusammen mit dem Wachkapitän Karl von Schiller zu sehen, der als „Aeolus“ – dem Neffen Neptuns – verkleidet die Taufe für Besatzung und Passagiere vornahm”…

          Sieht man sich die beschrieben Seite aus Breithaupt´s Buch: J.Breithaupt, „Mit Graf Zeppelin nach Süd- und Nordamerika“, Verlag Schauenberg, 1930 an, kann man der Beschreibung entnehmen:

          Linientaufe Aeolus – Kpt. v. Schiller, Frau Flaute – Funkoffizier Freund

          Also nicht Lady Drummond Hay sondern Leo Freund als Darsteller der “Frau Flaute”. Siehe auch Signaturen der Darsteller auf dem Taufbrief. Mitte rechts ist auch der Name “Hayflower” der Lady Hay Drummond Hay zu finden.

          Die Dame entsprach vermutlich damals durchaus den bestehenden Idealen einer erfolgreichen und attraktiven modernen Frau. Durch die Bekanntheit rund um die Berichterstattung der Zeppelinfahrten (insbesondere Weltrundfahrt) war diese auch auf einigen Werbeanzeigen für Uhren und Zigaretten zu finden.

          Hier noch ein Bild von 1929 (Quelle: Boston Advertiser 4. August 1929) zusammen mit Karl von Wiegand, mit dem sie zusammen auf der Graf Zeppelin an der Weltrundfahrt teilnahm. Man beachte den Unterschied zur Darstellung der “Frau Flaute” (Smiley)!

          In dem Zusammenhang denkt man natürlich gleich an den Film “Farewell” der mit beeindruckenden Originalaufnahmen über die Romanze der beiden berichtet.

          Viele Grüße

          Klaus

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        • jrfunk
          Administrator
            Beitragsanzahl: 14

            Ich füge hier den Text von Alfred ein (Josef, 10.8.2020)

            Hallo Klaus,

            o.k., da hast du mich wieder einmal erwischt! Wer (bis zur Seite 130) lesen kann, ist klar im Vorteil … (Smiley: shame).

             

            Irgendwer hat mir einmal erzählt oder geschrieben, dass es sich bei dem androgynen Wesen neben Karl von Schiller um die prominente Lady gehandelt hat, aber ich kann mich auch mit Herrn Freund anfreunden …

            Gut, dass du an die schöne Geschichte mit dem deutsch-englischen Liebespaar von Wiegand – Drummond Hay im eindrucksvollen Film “Farewell” erinnerst.

            Mutig, wie ich bin, habe ich hier “ohne Netz und doppelten Boden” die Link-Funktion ausprobiert, wo ich natürlich befürchtet habe, wieder den netten Administratoren Arbeit zu verschaffen, um meinen Beitrag zu reparieren. Da es geklappt hat, kann ich hier zum http://www.ridleymcintyre.com/farewell-the-story-of-lady-grace-drummond-hay-and-the-graf-zeppelin  Farewell- Video verweisen.

            Im Anhang zeige ich den Umschlag meines Breithaupt-Buchs mit den Gebrauchsspuren, die nicht nur von mir stammen …

             

            Viele Grüße

            Alfred

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          • hankams
            Teilnehmer
              Beitragsanzahl: 42

              Dear Zeppelinistas,
              I want to share a card from the SAF with you that more or less matches Alfred’s favourite. It does not come with a nice story about how I got it: it was simply won at an auction where I was the unwise person to pay the €10 more than the last person who was wiser than me. But now, having financially recovered, I am still quite pleased with it. The store about Lady Hay-Drummond has been told already by Alfred, so I leave that out. It seems that this card was typed on her reporter’s typewriter the same day that ‘Hayflower’ wrote the other card to herself, in handwriting, while crossing the Equator. Both cards I guess were bought at the Board Post Office. Alfred’s card has been left at the post office with two stamps and a real board cancel that same day. With mine, she waited a week, more or less when the LZ127 was over the Caribbean. One stgage later, so that saved her the 2RM. Therefore my card has only the 4RM on it. The compensation is that she carefully selected an example with the Blitz neben Adler error. Very unselfishly she sent this card to an acquaintance in London. Both cards have apparently been on top of another card that had just been given the purple Round Flight Cachet in Lakehurst (probably, one of our cards has been on top of the other). A nice detail here is that it has the signature of both the Lady and the Tramp (well, mr. von Wiegand, that is). I wonder whether she sent more cards on this trip. Looking for a photo of the Lady as well, I found this advertisement for lucky Strike cigarettes (Anhänge 3). Apparently, also in 1930 a lady did not feel too chique to make an extra buck, though I guess the old Lord Hay-Drummond Hay left her quite comfortable with a few £££, and her boss multimillionaire mr. William Randolph Hearst not only sponsored the Zeppelin, but must have paid star reporter couple Grace and Karl a decent salary as well. She should have thought of me, the future owner for some time of the card, and could have added a nice blue 2RM here as well. Or, better even, a pretty blue $2,60. But no, we prefer pieces with just the right tariffs.

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