Im Zeppelin-Brief 79 des Freundeskreis zur Förderung des Zeppelin Museums e.V. hat Jürgen Bleibler vom Museum einen Artikel zum Absturz des ZR-2 (R 38) veröffentlicht, den wir hier als Basis dieses kurzen Beitrags nutzen dürfen. Im Folgenden einige Auszüge und Bilder davon, die man sich auch auf der Homepage des Freundeskreises ansehen kann.

“Am späten Nachmittag des 24. August 1921 überquerte ein mehr als 200 Meter langes Luftschiff in etwa 800 Metern Höhe die ostenglische Hafenstadt Hull am Fluss Humber. Auf dem silbern glänzenden Rumpf waren US-amerikanische Hoheitsabzeichen und die Bezeichnung ZR-2 zu erkennen. Die Besatzung aus Amerikanern und Briten hatte anstrengende Stunden hinter sich, denn zu der Fahrt war schon am frühen Morgen des Vortags gestartet worden. … Plötzlich, um 17.37 Uhr, bemerkten einige der Schaulustigen im hinteren Teil des Rumpfes eine lange knitterige Falte in der Außenhülle und dann überschlugen sich die Ereignisse. ZR-2 zerbrach in zwei Teile, der vordere begann noch in der Luft zu brennen. Es folgten nacheinander zwei Explosionen, deren Druckwellen in der Stadt Fensterscheiben zerbrechen ließen und Menschen zu Boden warfen. … Von den 49 Männern an Bord kamen 44 ums Leben, 16 Amerikaner und 28 Briten. Wären die Trümmer nicht in den Fluss, sondern in die Stadt gefallen, wären noch mehr Tote zu beklagen gewesen.” (Dazu das Beitragsbild vom Wrack des Luftschiffs im Fluss Humber bei Hull nach dem Abschied – Quelle U.S. Naval Historical Center – aus Wikipedia)

Bereits vor seiner Fertigstellung hatte die amerikanische Regierung im Oktober 1920 das Luftschiff R 38 von den Briten gekauft. Die Amerikaner glaubten an den militärischen Nutzen. Bei den Briten zwang die sehr angespannte Wirtschaftslage zu drastischen Kürzungen und es fehlte der Glaube und der Wille an der weiteren Nutzung der Starrluftschiffe. So war es den Briten recht, dass sie für das im Bau befindliche Luftschiff ein für sie gutes Geschäft machen konnten. Eine kleine Gruppe an Briten glaubte dabei, dass dieses Geschäft und der Erfolg des Luftschiffs bei den Amerikanern neue Chancen der Entwicklung des Systems an in Großbritannien möglich machen könnte.

Das Luftschiff R 38 bei der 1. Testfahrt (Foto Archiv der Luftschiffbau Zeppelin GmbH)

Nach Problemen beim Bau und in der Erprobung gab es große Bedenken zur Machbarkeit der Überquerung des Atlantiks mit ZR-2 (R 38). Doch es war Tempo angesagt, um den Herbststürmen zuvor zu kommen. Das führte jedoch zu provisorischen Reparaturen und zu einer hektischen Phase der Erprobung.

“Als ZR-2 aber am Abend des 24. August nach rund 35 Stunden in der Luft über Hull und nur noch wenige Stunden von Pulham entfernt war, waren die Männer an Bord wieder besserer Stimmung. Über dem Humber ordnete Maitland Steuerversuche mit Hartruderlegen bei 100 km/h in unter 800 Metern Höhe an, dann geschah die Katastrophe.”

“Das Vertrauen der U.S.Navy” in das System Starrluftschiff wurde dadurch aber kaum erschüttert. Zwei Jahre nach dem Absturz des ZR-2 stieg in Lakehurst die “Shenandoah” als erstes Starrluftschiff mit Helium in seinen Gaszellen auf und für den zweiten Versuch, ein Schiff im Ausland zu kaufen, kam für die USA jetzt nur noch die Luftschiffbau Zeppelin GmbH in Friedrichshafen in Frage.”

Vor diesem Hintergrund konnte Hugo Eckener seinen Plan umsetzen, den Amerikanern  LZ 126 – ZR-3 – als Reparationsluftschiff anbieten und den Vertrag abschließen. Sein Vorhaben gelang und er brachte das Luftschiff über den Atlantik gut nach Amerika. Dort fuhr es unter dem neuen Namen “Los Angeles”.

 

Erhard Rothbauer