Willkommen Foren Zeppelinpost der Pionierzeit LZ 6 (Z II) LZ6 „ZIII“, 1. Fahrtperiode 19.Sept.1909, Fahrt von der ILA nach Düsseldorf

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    • aviator
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        Hallo allerseits,

        Auf der Fahrt von LZ6 „ZIII“, am 19.Sept.1909 von der ILA in Frankfurt nach Düsseldorf, befanden sich nur wenige, aber dafür sehr interessante Passagiere an Bord. Diese 11, 5 Stunden dauernde Fahrt, scheint eine Art „geschäftlicher Familienausflug“ gewesen zu sein.

        Ersichtlich wird das an den bisher 3 bekannt gewordenen Grußkarten, die an diesem 19.9 1909 über Mehlem abgeworfen wurden. Beginnen möchte ich da mit einer Karte aus meiner Sammlung, die von Rudolf Berg auf der ILA gekauft und als Grußkarte über Mehlem abgeworfen wurde. Auf dieser Karte finden sich auch Grüße von Alfred Colsman. Beide Herren waren nicht nur geschäftlich bekannt, sondern auch miteinander verwandt. Genaueres steht wieder in meiner Losbeschreibung.

        Fünf Jahre nach meiner Karte, wurde bei Köhler.341, 2010/8006 eine weitere Karte mit Expertise von Dieter Leder für 20000 Euro angeboten. In der Expertise können wir lesen, dass es sich bei dem Schreiber um den Düsseldorfer Bürgermeister Willy Marx handelte und der war der „treibende Keil“ für den Bau der Düsseldorfer Luftschiffhalle. Damit war „alles Wichtige an Bord vereint“, was für Bau und Betrieb von Luftschiffen nötig war! Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Herren diese  11,5 Stunden Fahrt „nur über das Wetter“ gesprochen haben und das war gut so. Meiner Meinung nach gab es nach der ILA, ab ca. 1910 einen regelrechten Schub in der Luftschifffahrt.

        Die erste bekannt gewordenen Karte dieses Abwurfes, bildete Peter Hagedorn bereits 1989 in seinem „Pionierluftfahrt 1909“  ab. Die Kopie ist leider nicht so toll, aber deshalb nicht weniger aussagekräftig.

        Beste Grüße,

        aviator

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      • eckenerecki
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          Beitragsanzahl: 191

          Da  alle bekannten Abwürfe über Mehlem die gleiche Uhrzeit im Stempel aufweisen, ist zu  vermuten dass diese nicht als Einzekabwürfe stattgefunden haben sondern bereits in einem Abwurfbeutel. So könnte es noch weitere Abwurfkarten von Mehlem geben.Sind noch andere Abwürfe vo dieser 11,5h Fahrt bekannt?

          Gruss eckenerecki

        • aviator
          Teilnehmer
            Beitragsanzahl: 471

            Für diesen Tag und Abwurf habe ich nur die abgebildeten Belege registriert. Ob in dem Beutel noch mehr waren, kann ich nicht sagen. Vom Tag darauf, dem 20.0.1909,  gibt es aber eine weitere Karte als Abwurf über Düsseldorf in der Sammlung von Peter Hagedorn.

            Beste Grüße,

            aviator

             

          • westfale
            Teilnehmer
              Beitragsanzahl: 64

              Zunächst einmal noch eine interessante Primärquelle zu der besagten Fahrt:

              Auch die Überführungsfahrt des LZ VI nach Düsseldorf am 19. September 1909 erfolgte bei schlechtestem Wetter. In der kleinen Kabine im Laufgang waren Oberbürgermeister Marx und mein Schwager Rudolf Berg die einzigen Gäste. Gegen die durch das Schiff fließenden Wasserbäche konnte man sich nur durch Regenmäntel schützen. Starker Gegenwind verlängerte die Fahrtdauer auf 12 Stunden, so das der Benzinvorrat auszugehen drohte. Als wir vor Benrath über dem Rhein stehend nur Schritt um Schritt vorankamen, hielt bereist jeder Gast eine Ölkanne in der Hand, die, wenn das Schiff durch die Regenlast heruntergedrückt würde, als letzte Ballastreserve abgeworfen werden sollte.
              Doch kamen wir glücklich an. Der Langnamenvereingab den Gesellen Zeppelins ein Festessen, lauter Jubel empfing uns, als ich den Industriellen die Grüße unseres Meisters überbrachte, mich umgaben rheinische Fröhlichkeit und heimatliche Klänge.

              QUELLE Alfred Colsman: Luftschiff voraus! Stuttgart, 1933. S. 104f.

              Das Trio Alfred Colsman (1873-1955), sein Schwager Rudolf Berg (1881-1955) und der Düsseldorfer Oberbürgermeister Wilhelm Marx (1851-1924) sind schon ein besonderes Trio… Die haben reichlich Karten vorbereitet bzw. an Bord geschrieben. Vermutlich wohl eher vorbereitet und dann über dem ersten Ort mit gutem Wetter abgeworfen. Zumindest sehen die Karten ja alle sehr gut aus.

              Ich kenne mindestens 4 weitere Karten vom Abwurf MEHLEM 19.9.09 6-7N. Drei davon liegen seit 114 Jahren unberührt bei den Nachkommen der damaligen Empfänger, eine „Neuentdeckung“ ist die in Abb. gezeigte an Marie von Marées adressierte Karte. Einige Fragen treibt mich dabei noch um:
              1. Warum wohl hat nur Marx normale Postkartenformulare statt Ansichtskarten, die ja viel dekorativer sind, benutzt?
              2. Was haben die auf den von AVIATOR gezeigten Karten die handschriftlichen Nummern „49“ (=> Karte an Frau von Ernst) und „3“ (=> Karte an Herrn Tonis Hesse) zu bedeuten? Auf der jüngst aufgetauchten Karte an Frau Marie von Marées ist in gleicher Handschrift (?) die Nummer „78“ vermerkt. Stammen zumindest diese 3 Karten aus einer Sammlung? Dann muss es wohl ein recht aktiver und sehr früher Sammler gewesen Sein.
              Bei den 3 anderen mir bekannten Karten gibt es die Nummerierung nicht, bei der Karte von Peter Hagedorn (SW-Abb.) ist das nicht zu erkennen.

              Nun noch einmal zurück zu der “Neuentdeckung” an Frau Marie von Marées: Der Zusatz auf der Adresseite entspricht der anderen bekannten von Wilhelm Marx geschriebenen Karte an Tonis Hesse. Der Mitteilungstext der Rückseite lautet:

              An Bord des Z 3 grüßt
              Dich u. Georg herzlich. Glück auf
              zum [?]
              Will

              Kann jemand den letzten Teil / das letzte Wort in der 3. Zeile entziffern?

              • Diese Antwort wurde geändert vor 1 Monat, 3 Wochen von westfale.
              • Diese Antwort wurde geändert vor 1 Monat, 3 Wochen von westfale.
              • Diese Antwort wurde geändert vor 1 Monat, 3 Wochen von westfale.
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              • westfale
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                  Wenige Tage zuvor am 16.09.1909 hat Helene Colsman, geb. Berg (1878-1944), Ehefrau des LZ-Gründungsdirektors Alfred Colsman (1873-1955) und Schwester von Rudolf Berg (1881-1955), eine Fahrt mit dem Parseval-Luftschiff PL 3 mitgemacht. Offenbar war auch sie für die Fahrt mit dem LZ 6 – Z III vorgemerkt, konnte aber aus unbekanntem Grund nicht teilnehmen:

                  An Bord des Parzeval
                  d. 16. Sept. 1909
                  Mutter, ich bin begeistert,
                  zu fliegen ist unbeschreiblich
                  schön! Z III nimmt mich nicht
                  mit, da tat es der Führer
                  vom Parzeval. Deine glückliche
                  Helene

                  Die in der Abbildung Karte wurde in Bad Nauheim aufgefunden, dort aufgegeben und in Werdohl zugestellt. Sie trägt den Orts-ʘ BAD NAUHEIM 16.09.09 11-12 V. des Aufgabeortes.

                  Link:
                  https://westfalen.museum-digital.de/object/12144

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                • aviator
                  Teilnehmer
                    Beitragsanzahl: 471

                    Hallo Westfale,

                    Vielen Dank für das Einstellen der neuen Infos zu diesem Thema!

                    Die Karte habe ich eben in mein Archiv mit Dir als Quellenangabe aufgenommen. Danke für das Abbilden!!

                    Die 3 anderen Karten, die da seit 114 Jahren „schlummern“ sollen, kann ich aber nur registrieren, wenn ich da auch Kopien davon habe. Ohne Abbildungen gibt es keine 100% Gewissheit für die Existenz dieser Karten und alles was ich registriere, kann ich auch mit einer Abbildung als existent belegen. Reines „Hörensagen“ was es noch gibt, oder geben könnte, genügt nicht zum Registrieren! Gibt es Kopien davon?

                    Das letzte Wort kann ich leider auch nicht lesen, vielleicht aber anderweitig etwas „aufhellen“.

                    Du fragst wegen der handschriftlichen Zahlen und hattest da schon mal den richtigen „Riecher“. Bei meiner Karte stammt die von mir und ist das die Nummer der Karte in meiner Sammlung. Leider habe ich aber keine weiteren 48 dieser Karten dazu!

                    Für die „normalen“ Postkarten gibt es vielleicht auch eine einfache Erklärung. Als ich noch bei Peter Hagedorn mitgearbeitet habe, habe ich den das auch einmal gefragt. Antwort: – einige Passagiere haben ihre Post bereits vor der Fahrt zu Hause ganz, oder in Teilen (Anschrift des Empfängers) vorgeschrieben, damit sie mehr Zeit zum „Gucken und Genießen“ der Fahrt hatten. Nicht alle Passagiere waren aber auch Sammler und Liebhaber, hatten also auch keine „Zepp-Ansichtskarten im Schreibtisch“, sondern eben nur die „normalen“ Postkarten der Reichspost. Denen war das auch egal, Hauptsache der Empfänger wusste, dass er sich eine Fahrt mit dem Zeppelin leisten konnte! Für mich klang das recht plausibel.

                    Grüße,

                    Aviator

                • westfale
                  Teilnehmer
                    Beitragsanzahl: 64

                    Hallo noch einmal!

                    Nur um Missverständnisse zu vermeiden, die Karte kommt nicht aus meiner Sammlung sondern wurde diese Woche bei Klüttermann (Köln) versteigert:

                    Klüttermann 7. Auktion, Los 12838, Ausruf 200 € / Zuschlag 3.600 €

                    Die Karte fällt – zum Glück – nicht in mein Jagdrevier, ist aber dennoch interessant. Von den anderen 3 mir bekannten kann ich, da sie mir nicht gehören und nicht öffentlich zugänglich sind, kein Bild liefern. Fakt ist aber, auch von frühen und vermeintlich seltenen Belegen gibt es eben doch noch immer viel unentdecktes.

                    Mit den besten Grüßen
                    Westfale

                    • westfale
                      Teilnehmer
                        Beitragsanzahl: 64

                        Ich habe noch etwas interessantes in meinen Notizen gefunden:

                        Den nächsten (?) Abwurf gab es bereits wenige Kilometer Rheinabwärts über Godesberg, wozu Mehlem ja heute gehört. Eine in der Kapellenstraße aufgefundene Depesche nach Werdohl, Text:

                        Auf der Fahrt über Godesberg wurde vom Luftschiff eine Depesche niedergeworfen und in der Kapellenstraße in Godesberg gefunden: „Werdohl. Wegen starken Nebels und Regen mußte Fahrt über Sauerland unterbleiben; da bei Bonn keine Besserung, geht Fahrt direkt Düsseldorf.“

                        QUELLE: Zeitungsausschnittsammlung. Handschr. dat. 20.09.1909, o.O.

                        Eventuell hat der Zeitungsbericht aber auch einfach die anderen Belege nicht erwähnt… Ob es sich dabei nun eine Nachricht von Colsman oder Berg handelt ist unbekannt – aber naheliegend, da ja in Werdohl die Verwandtschaft (Ehefrau bzw. Schwester) saß. Das Stück habe ich aber noch nicht zu sehen bekommen und in den Nachlässen ist es nicht mehr auffindbar. Colsman hat ja schon in den 1950er Jahren viele Stücke an Sammler gegeben.

                        Es gibt dann aber von der Rückfahrt von Düsseldorf nach Frankfurt a.M. vom 21. September 1909 noch einen spannenden Beleg:
                        Der Werdohler Gesellschaftsverein Concordia richtete ein Telegramm an das in Düsseldorf liegende Luftschiff und forderte die Rückfahrt über das Sauerland (insbesondere Lüdenscheid und Werdohl) ein. In Düsseldorf wurde es dann an Bord genommen und am 21. September 1909 von Dürr, da Colsman nicht an Bord war, über Werdohl abgeworfen. Das Original existiert noch, ist aber durch Lichteinwirkung nahezu unlesbar. Also leider ein echter Totalschaden…

                        Anbei eine andere Karte, deren Schreiber das zunächst vermeintliche Ausbleiben der Fahrt in das Fahrt in das Rheinisch-Westfälische Industriegebiet beanstanden. Der Ton ist mit den Worten […] von diversen treuen Bürgern die Ihre Wortbrüchigkeit nicht begreifen können; es heißt doch Ein Mann ein Wort. Bessern Sie sich.[…] recht deutlich…

                        Mit den besten Grüßen
                        Westfale

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