Willkommen Foren LZ 129 “Hindenburg” – Gigant der Lüfte LZ 129 – Südamerikafahrten Liechtensteiner Zuleitung als Nachbringeflug zur 20 SAF 1936

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    • jrfunk
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        Ab 1935 wurden Nachbringeflüge mit Flugzeugen der Lufthansa durchgeführt. Ab Oktober 1936 auch von Frankfurt am Main nach Bathurst.
        Ein Nachbringeflug ist ein Sonderflug, der ausschließlich im Zusammenhang mit einer Zeppelinbeförderung durchgeführt wurde. Sein Flugplan richtet sich ausschließlich nach dem Flugplan des Luftschiffes.
        Der abgebildete Beleg zeigt einen Nachbringeflug für die 20. SAF 1936. Eigentlich keine große Besonderheit, jedoch kann diesem Beleg eine Besonderheit entnommen werden. Ein großformatiger Brief, der mit der Liechtensteinischen Blockausgabe 2 vom 24.10.1936 frankiert ist. Blockausgaben sind auf Belegen der Vertragsstaatenpost nicht häufig anzutreffen.
        Das Porto für die Fahrt betrug für Drucksachen bis 50gr. 0,05 Fr., der Luftpostzuschlag für je 25gr. Drucksache 1,60 Fr. und die Gebühr für das Einschreiben 0,30 Fr., zusammen 1,95 Fr. Da die Frankatur zusammen 2,05 Fr. beträgt, ist dieser Brief mit 0,10 Fr. überfrankiert.
        Aus den vorhandenen Stempeln kann man entnehmen, dass der Brief am 24.XI.36 – 11 in Vaduz als Einschreiben für die 20. SAF aufgegeben wurde. Adressat war das Besatzungsmitglied Albert Thasler an Bord des Luftschiffes Hindenburg in Pernambuco. Die Sendung sollte also nicht bis zum Ende der Fahrt nach Rio de Janeiro, sondern nur bis Natal im Bundesstaat Pernambuco/Brasilien gehen. Weiterhin ist auf der Vorderseite der rote Bestätigungsstempel für die Südamerikafahrt mit dem Kennbuchstaben „e“ für Frankfurt zu sehen.

         

        Auf der Rückseite ist einmal der Bahnpoststempel für die Zugbeförderung von Basel nach Frankfurt vom 25.11.1936, Zugnummer 85 zu sehen. Weiterhin der Ankunftsstempel von Pernambuco vom 28.XI.36. Zusätzlich ist ein handschriftlicher Vermerk über die Fahrtdauer angebracht, nämlich vom 25. bis 29.11.1936. So ist dies auch in den einschlägigen Katalogen beschrieben.
        Und jetzt kommen wir zur eigentlichen Besonderheit, die man auf den ersten Blick nicht direkt erkennen kann.
        Dieser Brief ist nicht mit dem Luftschiff LZ 129 ab Frankfurt am Main befördert worden.
        Laut den Handbüchern startete das Luftschiff 25.11.1936 um 07.29 Uhr in Frankfurt Richtung Rio de Janeiro. Wenn man diese Daten zu Grunde legt, kann der Brief nicht rechtzeitig für die 20. SAF in Frankfurt am Main gewesen sein. Werfen wir einen Blick auf den Bahnpoststempel. Die Beförderung auf der Bahnstrecke von Basel nach Frankfurt am Main wird mit diesem Stempel belegt. Abgeschlagen am 25.11.1936 im Zug mit der Nummer 85. Das Kursbuch der Deutschen Reichsbahn von 1936 verrät, dass dieser Zug Basel am 25.11.1936 um 09.38 Uhr verlassen hat. Da war das Luftschiff aber schon zwei Stunden auf dem Weg nach Südamerika. Der Zug kam in Frankfurt am Main nach Kursbuch um 14:19 Uhr an. Also kann dieser Brief nicht an Bord des Luftschiffes gewesen sein, jedenfalls nicht beim Start in Frankfurt.
        Dem Handbuch von John Duggan und Jim Graue ist zu entnehmen, dass eine zweite Beförderung zur 20. SAF stattgefunden hat, nämlich mit der Deutschen Lufthansa. Dieser Nachbringeflug brachte die später eingetroffene Post zum Luftschiff nach Bathurst. Den dokumentierten Flugdaten ist zu entnehmen, dass dies mit den vorhandenen Stempeln passt.
        Das Flugzeug der Lufthansa startete in Frankfurt am Main am 26.11.1936 um 08:22 Uhr und flog auf der Route Frankfurt – Marseille – Lissabon – Las Palmas – Bathurst. In Bathurst kam die Maschine am 27.11.1936 um 06:50 Uhr an. Laut Logbuch Hindenburg landete das Luftschiff gegen 05:02 Uhr in Bathurst. Im Logbuch Lufthansa ist die Umladezeit für die mitgebrachte Post (immerhin 210 Kg) zwischen 07:00 und 07:37 Uhr angegeben. Danach startete das Luftschiff Hindenburg Richtung Südamerika und kam am 28.11.1936 um 07:22 Uhr in Natal an, dies ist durch den Ankunftsstempel von Pernambuco vom 28.XI.36 belegt.
        Also doch kein gewöhnlicher Beleg, vor allem aus Liechtenstein.

        • Dieses Thema wurde geändert vor 3 Jahren, 5 Monaten von erothbauer.
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      • klaus
        Teilnehmer
          Beitragsanzahl: 165

          Hallo,

          meinen Glückwunsch zu diesem interessanten Stück. Macht immer wieder Spaß die Besonderheiten “hinter” den Belegen zu entdecken!

          Mit “Bathurst” konnte ich anfangs nicht viel anfangen, aber nach einer kleinen Recherche bin ich doch in Gambia und seiner Hauptstadt Banjul (ehemals Bathurst) gelandet. Die deutsche Lufthansa hatte wohl hier einen Verbindungspunkt für Flugpost nach Südamerika geschaffen, ähnlich Dakar bei der französischen Aéropostale. Wieder etwas dazu gelernt!

          Viele Grüße

          Klaus

        • alfred
          Teilnehmer
            Beitragsanzahl: 126

            Hallo jrfunk, hallo zusammen,

            selten habe ich über einen Text zur Beschreibung eines Zeppelinpostbelegs so lange geknobelt wie über diesen attraktiven Brief aus Liechtenstein:

            Zitat @jrfunk: „Der abgebildete Beleg zeigt einen Nachbringeflug für die 20. SAF 1936. Eigentlich keine große Besonderheit ….“

            Einverstanden: wenn wir im neuen Michelkatalog lesen, dass insgesamt 436 kg Post über Natal abgeworfen wurden, von denen 210 kg mit dem Lufthansa-Nachbringeflug nach Bathurst geflogen wurden, sind die beiden Beförderungswege fast gleich häufig.

            Zitat @jrfunk: „Und jetzt kommen wir zur eigentlichen Besonderheit, die man auf den ersten Blick nicht direkt erkennen kann.
            Dieser Brief ist nicht mit dem Luftschiff LZ 129 ab Frankfurt am Main befördert worden.“

            Was meint der Autor? Ist das nicht ein Widerspruch?

            Vermutlich habe ich die Auflösung gefunden: es geht wohl um den Bestätigungsstempel.
            Da ist der Michelkatalog nur bedingt hilfreich. Das steht auf Seite 319 oben (nach einem etwas verunglückten Aufstiegsdatum) zwar „Bestätigungsstempel „EUROPA – SÜDAMERIKA wie vor Nr. 509 (LZ127) Kennbuchstaben b, c, e für normale Post, Kennbuchstabe d für Nachbringeflug“, aber wenn man dann auf der angegebenen Stelle vor der Katalognr. 509 auf Seite 280 nachschaut, sieht man dort nur den Bordpoststempel abgebildet. Der Fehler ist nicht ganz neu: auch in der zweiten Auflage ist er schon zu finden. Hartnäckig habe ich auch im Michel von 1995 nachgesehen: dort wurde auf auf den vor der Katalognr. 12 (LZ129) abgebildeten „EUROPA – NORDAMERIKA“-Bestätigungsstempel verwiesen …
            Und diesen früh erkannten Fehler hat dann irgendjemand beheben wollen (Smiley traurig!) Da wird man auch misstrauisch, was die Beschreibung der Kennbuchstaben anbetrifft …

            Übrigens hilft auch der gute alte Sieger-Katalog nicht wirklich weiter: da steht auf Seite 286 (der 22. Auflage) „Bei den verschiedenen Postämtern aufgelieferte Post erhielt den Bestätigungsstempel mit verschiedenen unterschiedlichen Buchstaben wie bei der 1. Fahrt“. Dieser Text wird wortgleich bei den vorhergehenden SAF der ‚Hindenburg‘ wiederholt, bei der ersten (auf Seite 271) ist dann aber von den unterschiedlichen Kennbuchstaben keine Rede mehr …

            Für Katalogrecherchen bei Belegen aus der Schweiz oder Liechtenstein greife ich auch gerne auf das hervorragende Schweizerische Luftposthandbuch (Ausgabe 2013) zurück.
            Da findet sich (auf Seite 408) folgender Text:
            „Nachbringeflüge ab 1935:
            Ab 1935 wurden Flugzeuge der Lufthansa eingesetzt, die verspätete Post von Berlin und Stuttgart (ab 11.5.1936 von Frankfurt) zum Luftschiff nach Barcelona, Sevilla oder Larache, ab Okt. 1936 nach Bathurst bringen. ….. Kennzeichen dieser Sendungen: Kennzeichen „d“ (an Bord gestempelt)“

            Erst mit dieser Information wurde mir klar, was der Autor vermutlich meinte: der auf seinem Brief abgeschlagene Bestätigungsstempel mit Kennbuchstabe „e“ passt nicht zu der schlüssig nachgewiesenen Tatsache, dass der Brief mit dem Nachbringeflug befördert wurde. Das ist wohl die Besonderheit!

            Zu bedenken gibt es dabei allerdings, dass knapp die Hälfte des gesamten Postaufkommens erst in Bathurst an Bord der ‚Hindenburg‘ kam. Bei einem realistischen Durchschnittsgewicht von 8 Gramm immerhin über 26.000 Karten und Briefe, die bestimmt nicht alle im winzigen Bordpostamt bearbeitet werden konnten. Da sicher auch nicht die gesamte per Flugzeug beförderte Post erst nach Aufstieg des Luftschiffs in Frankfurt ankam sondern dass man bewusst beim Gewicht des Luftschiffs sparen wollte und die Ladekapazität des Flugzeugs ausnutzte, erhielt bestimmt ein Großteil der nachgebrachten Post ebenfalls schon in Frankfurt den Bestätigungsstempel.

            Übrigens: der in der Belegbeschreibung erwähnte rückseitige handschriftliche Vermerk wurde meiner Meinung nach nachträglich von einem Sammler angebracht.

            Und noch eine Kleinigkeit, die man korrigieren könnte (wenn man es könnte …):

            Zitat @jrfung: „Die Sendung sollte also nicht bis zum Ende der Fahrt nach Rio de Janeiro, sondern nur bis Natal im Bundesstaat Pernambuco/Brasilien gehen.“

            Natal liegt nicht im Bundesstaat Pernambuco sondern ist die Hauptstadt des Bundesstaates Rio Grande do Norte. Die Weiterbeförderung der Post ab Natal in die brasilianischen Zielorte – z.B. auch nach Recife (in Deutschland oft “Pernambuco” genannt) – übernahm die Fluggesellschaft Syndicato Condor Lta. mit ihren schnelleren Flugzeugen, mit der die Zeppelingesellschaft schon seit 1930 entsprechende Verträge abgeschlossen hatte.

            Viele Grüße
            Alfred Nuzinger

            PS. Ich hätte meine Bemerkungen zu diesem Beitrag gerne dem Sammlerfreund @jrfunk in einer persönlichen Nachricht („PN“ in den mir bekannten anderen philatelistischen Foren) geschrieben – hoffentlich lässt sich eine solche Möglichkeit zukünftig auch hier realisieren!

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