Willkommen › Foren › LZ 127 “Graf Zeppelin” › LZ 127 – Fahrten 1929 – 1931 › Südamerikafahrt 1930 › Besatzungspost Pruss an Berezowski, Porto wäre völlig daneben?
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Hallo,
Passend zur SAF 1930 eine Karte der Besatzungspost von Pruss an Alexander Berezowski aus meiner Sammlung. Offenbar hatte Berezowski dem Pruss vorgeschriebene und vorfrankierte Belege für diese Fahrt mitgegeben. Bei der Etappe Sevilla bis Rio stimmte da wohl die Frankatur Berezowskis nicht und Pruss konnte sich einen extra “Hinweis” auf der Karte nicht “verkneifen”.
Meine Frage an unsere Spezialisten dieser Fahrt wäre, ob ich mit den Angaben in meiner Losbeschreibung dazu richtig liege. Porto ist nicht gerade mein “Steckenpferd” und wenn sich Berezowski da schon vertan hat………
Danke und Grüße,
aviator
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Hallo Aviator,
Herr Berezowski hatte Recht! Für Postabgabe Südamerika (Recife, Bahia, Rio) inkl. Cape Verde galt das Porto 2 RM für Karten und 4 RM für Briefe. Siehe auch Michel Zeppelinkatalog 2017/2018 Seite 101.
Dies galt natürlich auch für Postaufgabe im Bordpostamt! Der Kommentar von Pruss “Auf dieser Etappe haben Sie aber mächtig daneben frankiert” bezieht sich vermutlich nicht auf die Portohöhe sondern auf die Frankatur selbst. Sicherlich hätte er viel lieber die Zeppelin Sondermarken auf den Belegen gesehen!
Siehe auch bei seiner eigenen Bordpost, hier Abgabe Cape Verde; siehe Anhang.
Gruß Klaus
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Hallo Klaus,
Vielen Dank für Deine Erklärung! Wahrscheinlich habe ich da völlig falsche Gedankengänge was die Etappen anbetrifft. Vielleicht auch weil ich die SAF 1930 eigentlich nicht sammle und mich deshalb zu wenig darin einlese? Manfred (Lösemann) hat mir vor “zig” Jahren mal einen Ausdruck von Zeppelin Porto gegeben. Damit habe ich die Aussage von Pruss versucht zu verstehen und entsprechend die Losbeschreibung dieser Karte gemacht. Hänge ich unten mal als Bild mit an. Im Michel steht es ja jetzt auch (danke für den Tipp!) und ist von der Sache her genau das was bei Manfreds Liste steht. Hänge ich auch mal mit ran.
Nun mal zu dem Punkt meines Denkfehlers. Ich habe immer vermutet und habe das auch immer noch im Kopf, dass bei der Passagier- und Besatzungspost (also an Bord) jede Etappe bezahlt werden muss.
Also Deine (schöne) Karte ist 1 Etappe und mit 2 RM ausreichend bezahlt. Okay.
Berezowskis Karte lief über 2 Etappen und hätte da an Bord während der Fahrt aufgegeben auch nach Michel “……..bei Mehretappenpost entsprechend mehr”, nach meiner Denkweise (2 Etappen a. 2 RM = 4 RM) mit 4 RM frei gemacht werden müssen??
Auf “gut Deutsch gesagt”, an Bord Aufgegeben – 1 Etappe 2 RM, 2 Etappen 4 RM, 3 Etappen 6 RM usw…….. Was sehe ich da falsch? Ist wie früher in der Schule. Da braucht es mal eine Erklärung wo es “klick” macht.
Wie muss ich die Aussage mit der an Bord aufgegebenen Mehretappenpost und dem entsprechend mehr verstehen?? Mein Hirn rechnet da automatisch die Etappen mit je 2 RM zusammen!
Grüße und Danke!
aviator
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Hallo Aviator, hallo zusammen,
Nun mal zu dem Punkt meines Denkfehlers. Ich habe immer vermutet und habe das auch immer noch im Kopf, dass bei der Passagier- und Besatzungspost (also an Bord) jede Etappe bezahlt werden muss.
Der „Denkfehler“, der natürlich eigentlich keiner ist, hängt mit dem unglücklichen Begriff „Etappe“ zusammen, der hier für die „Mehr-Etappen-Bordpost“ gebraucht wird. Bezüglich der Portosätze müsste man besser von „Erdteil-Etappen“ sprechen: Südamerika, Nordamerika und Europa – das sind die hier gemeinten „Etappen“.
Im anliegenden Amtsblatt des Reichspostministeriums Nr. 33 vom 19. April 1930 seht unter Punkt 5.
„Die Posthilfsstelle an Bord des Luftschiffs nimmt während der Fahrt Luftpostsendungen unter denselben Bedingungen an. Diese Sendungen erhalten den Aufgabestempel der Hilfsstelle (Bordpoststempel) mit der Ortsangabe „Luftschiff Graf Zeppelin“ und den Abdruck des erwähnten Sonderstempels.
Damit ist eigentlich alles klar. Nicht klar war das aber offensichtlich einigen Besatzungsmitgliedern. Ich erinnere mich an einen Beitrag in der „Luftpost“ vor ein paar Jahren, wo Steffen Weinhardt in seiner Kolumne „Der besondere Beleg“ das Thema auch behandelt hat. Nach meiner Erinnerung ging es da um eine Bordpostkarte vom 4.6., die Kurt Schönherr „korrekt“ mit 3 RM frankierte: 2 RM für die Etappe Lakehurst-Sevilla und 1 RM für die letzte innereuropäische Etappe nach Friedrichshafen.
Das entspricht dann in etwa den „von-Meister-Portosätzen“ für die brasilianische Post nach Friedrichshafen.
Sieger wusste es da besser: sein anliegender Brief vom 20.5. ist „nur“ mit 12 RM frankiert und nicht mit 4 RM nach Recife + 4 RM nach Rio + 4 RM nach Recife + 4 RM nach Lakehurst + 4 RM nach Sevilla + 2 RM nach Friedrichshafen ….
Und Lady Hay Drummond Hay wusste auch Bescheid, als sie am 22.5. meinen „Lieblingsbeleg“ frankierte …
Ein Sonderfall sind natürlich die Bordpost-Sendungen innerhalb einer „Erdteil-Etappe“: Bordpostkarten von Recife nach Rio und umgekehrt kosteten auch 2 RM, Karten von Friedrichshafen nach Sevilla (und umgekehrt auf der Heimfahrt) 1 RM. Briefe das Doppelte …
Ein Aspekt kommt bei Berezowski noch hinzu: anhand der anliegenden Karten wird ersichtlich, dass er sich mit seinen Leitwegs-Vorgaben zunächst am ursprünglich am 19.4. angekündigten Fahrplan orientierte: eine Etappe „Sevilla-Bahia“ gab es in Wirklichkeit ebenso wenig wie „Bahia-Pernambuco“ am 24.5.
Wäre es bei der ursprünglichen Ankündigung geblieben – wenn das Luftschiff von Sevilla aus direkt nach Rio gefahren wäre -, dann wäre die oben gezeigte Karte tatsächlich nur auf einer Etappe befördert worden.
Viele Grüße, Alfred
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Hallo Alfred,
Danke für die sehr ausführliche Erklärung!
Das ist für einen “nicht Porto Spezi der SAF 1930” ja so kompliziert wie die derzeitigen Corona Regeln. Da merke ich mir doch einfach mal je Etappe 2 RM auch an Bord “un gut is” wie die Hessen sagen würden. Es hat zwar nicht “klick” gemacht, aber gelernt habe ich dabei schon etwas! Entsprechend werde ich die Losbeschreibung ändern und mich wieder meinen anderen Belegen zuwenden, mit denen ich besser klar komme.
Also vielen Dank an Klaus und Alfred!!
Grüße und bleibt alle gesund!
aviator
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