Willkommen Foren Zeppelinpost der Pionierzeit LZ 10 “Schwaben” 3 Aufstiege und 1 Wasserlandung. LZ 10 – SCHWABEN vor Bregenz am 19. Juli 1911

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    • westfale
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        Anbei zeige ich eine Karte der Wasserlandung des LZ 10 – SCHWABEN bei Bregenz am 19. Juli 1911. Die Karte ist ein Neuzugang eines befreundeten Sammlers und führte zu heißen Diskussionen zwischen uns. Dabei war allerdings weniger die authentizität der Karte, als mehr die Frage nach dem “Was ist damals passiert?” der Kern der Diskussion.
        Die Kataloginformationen reichten uns beiden nicht, wir wollten gerne mehr über die Umstände wissen, andere Angaben haben wir auf die Schnelle aber auch nicht gefunden:

        Laut SIEGER sollen an dem Tag 3 Aufstiege stattgefunden haben, beim 3. fand dann die Landung auf dem Bodensee mittels Verankerung an einem Schleppboot statt. MICHEL unterscheidet noch zwischen den 3 Katalognummern 10Ea – 10Ec während SIEGER alles in einer Randnotiz abarbeitet.

        Die Vorliegende Karte muss demnach also beim 3. Aufstieg bzw. bei der Wasserlandung von einem Passagier dem österreichischen Postverkehr zugeführt worden sein. Zwar ist der spärliche Kartentext vom großen Bord-ʘ Type mit Datum 11. JUL. 1911 in rot verdeckt, aber die verwendete SCHOEMBS-Landungsplatzkarte 3b. (Zeppelinpassagier grüßt Ozeandampfer) wurde handschriftlich von “in” zu “über” Bregenz ergänzt – das spricht für einen Passagier.
        Die nach Bregenz adressierte Karte ist mit 5 Heller portorichtig frankiert. Der zur Entwertung verwendete Bregenzer Orts-ʘ BREGENZ 19. VII. 11–5 entspricht anderen mir bekannten Karten der Landung.

        Folgende Fragen sind für uns nach wie vor offen:

        • Wann, wo und unter welchen Bedingungen fanden denn nun Postabwürfe bzw. die Postübergabe ab dem Schleppboot statt?
        • War die Landung bei / vor Bregenz von vornherein geplant? Die offenbar häufiger ( mit Ausnahme des Abwurfes mit Bayerischer Frankatur) vorkommende österreichische Frankatur spricht zumindest dafür.
        • Gibt es eventuell bekanntgewordene Gefälligkeitsstempel als Souvenirstücke des Ereignisses? Wie wären diese zu unterscheiden?
        • Warum unterscheidet MICHEL nicht zwischen Belegn mit und ohne Bord-ʘ? Für mich macht das schon einen Unterschied in der Bewertung aus.

        Gibt es zu dem Thema erhellende und brauchbare Literatur? Selbst Ansichtskarten – eines solch auffälligen Ereignisses – sind mir dazu nicht geläufig. Wie so oft gibt es auch 109 Jahre nach dem Ereignis noch zahlreiche Fragen…

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      • aviator
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          Hallo Westfale,

          Tolle Karte. Gratuliere!

          Habe eben mal ins „Kohl Handbuch“ geschaut, da steht aber auch nichts, was nicht im Sieger, oder Michel steht. Selbst habe ich nur ab 1912 da noch konkrete Infos zu Fahrten, was nichts nützt. Vielleicht mal direkt in FH im Museum anfragen. Die haben eine ganze Menge an Unterlagen zu den Fahrten und selbst habe ich da schon gute Erfahrungen gemacht. Sind echt hilfsbereit! Ein Versuch könnte lohnen und schadet nicht. Schicke doch mal eine E-Mail und frage ob die konkrete Infos zu dieser Fahrt am 19.7.1911 haben.

          Grüße,

          aviator

        • erhardlz17sachsen
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            Beitragsanzahl: 55

            Hallo, es ist wirklich oft nicht leicht, detaillierte Angaben zu den Fahrttagen der Luftschiffe zu finden. Da ist der Fundus im Nachlass Hacker sicher eine Quelle, wo auch zu dieser Fahrt etwas dabei sein könnte. Das Los 3061 bei der Felzmann-Auktion am 3.12.2020 ist ein Original-Fahrtenbuch vom Luftschiffkapitän für die Jahre 1907 bis 1911 und enthält seine Fahrten mit LZ 6 bis LZ 10. Wenn man darin blättern könnte würde wahrscheinlich ein Hinweis auftauchen. Es ist schon toll, wie akribisch Georg Hacker damals alle seine Fahrten dokumentiert hat.

            Erhard

          • eckenerecki
            Teilnehmer
              Beitragsanzahl: 191

              Hallo zusammen,

              der Michel unterscheidet durchaus zwischen Karten mit und ohne Bordstempel Mi. 10Bh, was die allgemeinen Belege betrifft.

              Die Wasserlandung Bregenz war sicherlich geplant. Ein Schleppboot war sicherlich nicht “zufällig” verfügbar und die Wasserlandung Bregenz Karten sind zwar selten aber sicherlich die häufigsten mit österreichischer Frankatur, während es sich bei anderen gem. Findervermerk oft um Einzelstücke handelt. Auch dies spricht dafür, dass die Wasserlandung von vornherein geplant war.

              Gefälligkeitsstempel sind mir nicht bekannt. Blankoabschläge vom DELAG Bordstempel mit diesem Datum sind nicht bekannt und Ereigniskarten wären wohl nch dem Ereignis erschienen. Die 3 fahrten dürften sich wohl äusserst schwierig unterscheiden lassen.Alle Fahrten fanden im Bodenseegebiet statt und ev. Fundorte liegen durchaus nah beieinander ud können zeitlich kaum unterschieden werden, da sie oft später zur Post gebracht wurden.Ohne exakte kenntnis der Fahrtrouten sehe ich keine Chance, die exakte Fahrt zu bestimmen Aber ich denke es genügt auch,den Fahrttag bestimmen zu können.

              Gruss   eckenerecki

               

               

            • westfale
              Teilnehmer
                Beitragsanzahl: 64

                Hallo noch einmal!

                Vertrauend auf die Bezüglich der “Wasserlandung vor Bregenz” habe ich nun regelrecht “Blut geleckt” und möchte das Thema fortsetzen, vertrauend darauf, dass die Schwarmintelligenz uns hier zu neuen Ergebnissen führt…

                Zunächst habe ich mich an den Sieger-Verlag gewandt – dort ist das Interesse an der Zeppelin-Thematik aber im Laufe der Jahre doch deutlich abgekühlt. Unter dem hinweis darauf, wohl keinen neuen Zeppelinpost-Katalog mehr auf den Weg zu bringen – das war für mich dann doch neu – bat man mich um eine schriftliche Anfrage. Das ist ja auch völlig Ok.

                Eine weitere kurze Recherche, hierfür sei mein Dank für die Unterstützung an das Stadtarchiv Bregenz ausgesprochen, hat bereits erste und erstaunliche Ergebnisse ans Tageslicht befördert. Anbei zwei zeitgenössische Zeitungsberichte:

                Vorarlberger Landes-Zeitung
                Bregenz, Mittwoch, den 19. Juli 1911

                (Luftschiff „Schwaben“.) Heute Vormittag unternahm das Luftschiff „Schwaben“ abermals einen Rundflug, an welchem auch einige Bregenzer als Passagiere teilnahmen. Nach 9 Uhr und ½12 Uhr passierte das Luftschiff den Höhenraum unseres Stadtgebietes.

                Die Vorarlberger Landes-Zeitung erschien täglich um 12 Uhr mittags, Überfahrten des Nachmittages können also bestenfalls am Folgetag Erwähnung finden – was nicht der Fall ist.

                Bregenzer Tagblatt
                Donnerstag, den 20. Juli 1911

                Bregenz, 19. Juli. Heute beteiligten sich an der Luftfahrt mit dem Ballon „Schwaben“ 15 Personen aus Bregenz. Das Luftschiff, von Friedrichshafen kommend, traf genau 9 Uhr früh in Bregenz ein und fuhr in naher Distanz über die Häuser der Stadt in Richtung nach dem Oberlande, wie man vernimmt, über Dornbirn, Hohenems nach Feldkirch und zurück in gleicher Richtung. Vormittags halb 12 Uhr wurde der Ballon über unserer Stadt wieder sichtbar und steuerte in rascher Fahrt seiner Aufstiegshalle bei Friedrichshafen zu. Diese Fahrt, welche von längerer Dauer war, als wie diejenigen der vorherigen Tage, soll 3000 Mark gekostet haben. Luft Heil!

                 

                Immerhin wissen wir nun, das Luftschiff wurde wohl für 3000 Mark (!) von mindestens 15 Bregenzern gechartert. Ein damals übliches Vorgehen. Die zahlreichen “Zeppelin-Tage” gab es ausschließlich gegen Bezahlung, ein heute oftmals vergessener resp. unbekannter Tatsachenbestand.

                In keinem der beiden Artikel wird jedoch explizit die an sich doch aufsehenerregende Wasserlandung erwähnt. Eine Nachlässigkeit der Presse? Wohl kaum. Nach Auskunft des Bregenzer Stadtarchives gibt es dort keinerlei Hinweise AUF resp. Unterlagen ZU dieser Landung. Folglich war es kein offizielles (Fest-) Ereignis und muss somit von einem kleinen unter sich gebliebenen Personenkreis von zahlungskräftigen Interessenten organisiert worden sein.

                Mit angenommenen 15 Passagieren hat die Fahrt pro Person also durchaus die damals üblichen 200 Mark für eine 1-2 stündige Rundfahrt gekostet.

                Das führt mich zum nächsten Punkt: Hat die Landung auf dem Bodensee eventuell niemend mitbekommen? Warum könnte das aber nun sein und wie wahrscheinlich ist das? Selbst 1911 war eine Zeppelin-Überfahrt, auch am Bodensee (!), noch immer ein Ereignis das in der Presse Beachtung fand. Vor allem mit Querung der Landesgrenzen. Oder wurde diese garnicht überschritten und die Landung fand tatsächlich eher auf dem See als “vor” Bregenz statt?

                Oder fand die Wasserlandung gar nicht erst statt?

                Aus postalischer / philatelistischer Sicht bleibt dann wieder die Frage nach den Belegen im Raume stehen. Sind ALLE Belege eventuell doch nur “einfache” Postabwürfe über Bregenz? Alle mir bekannten Belege tragen eben zur Entwertung den Orts-ʘ “BREGENZ” mit Datums- und Zeitangabe “19. VII. 11–5”, die portorichtige Frankatur erklärt sich durch die Herkunft der Bregenzer Passagiere.

                Damit ist dann aber die schöne und spannende Geschichte der Postübergabe mittels Schleppboot auch hinfällig.

                Nun bittge ich um weitere kreative Spekulationen!

                • Diese Antwort wurde geändert vor 3 Jahren, 5 Monaten von westfale.
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