Willkommen Foren Zeppelinpost der Pionierzeit LZ 10 “Schwaben” 3 Aufstiege und 1 Wasserlandung. LZ 10 – SCHWABEN vor Bregenz am 19. Juli 1911 Antwort auf: 3 Aufstiege und 1 Wasserlandung. LZ 10 – SCHWABEN vor Bregenz am 19. Juli 1911

westfale
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    Hallo noch einmal!

    Vertrauend auf die Bezüglich der “Wasserlandung vor Bregenz” habe ich nun regelrecht “Blut geleckt” und möchte das Thema fortsetzen, vertrauend darauf, dass die Schwarmintelligenz uns hier zu neuen Ergebnissen führt…

    Zunächst habe ich mich an den Sieger-Verlag gewandt – dort ist das Interesse an der Zeppelin-Thematik aber im Laufe der Jahre doch deutlich abgekühlt. Unter dem hinweis darauf, wohl keinen neuen Zeppelinpost-Katalog mehr auf den Weg zu bringen – das war für mich dann doch neu – bat man mich um eine schriftliche Anfrage. Das ist ja auch völlig Ok.

    Eine weitere kurze Recherche, hierfür sei mein Dank für die Unterstützung an das Stadtarchiv Bregenz ausgesprochen, hat bereits erste und erstaunliche Ergebnisse ans Tageslicht befördert. Anbei zwei zeitgenössische Zeitungsberichte:

    Vorarlberger Landes-Zeitung
    Bregenz, Mittwoch, den 19. Juli 1911

    (Luftschiff „Schwaben“.) Heute Vormittag unternahm das Luftschiff „Schwaben“ abermals einen Rundflug, an welchem auch einige Bregenzer als Passagiere teilnahmen. Nach 9 Uhr und ½12 Uhr passierte das Luftschiff den Höhenraum unseres Stadtgebietes.

    Die Vorarlberger Landes-Zeitung erschien täglich um 12 Uhr mittags, Überfahrten des Nachmittages können also bestenfalls am Folgetag Erwähnung finden – was nicht der Fall ist.

    Bregenzer Tagblatt
    Donnerstag, den 20. Juli 1911

    Bregenz, 19. Juli. Heute beteiligten sich an der Luftfahrt mit dem Ballon „Schwaben“ 15 Personen aus Bregenz. Das Luftschiff, von Friedrichshafen kommend, traf genau 9 Uhr früh in Bregenz ein und fuhr in naher Distanz über die Häuser der Stadt in Richtung nach dem Oberlande, wie man vernimmt, über Dornbirn, Hohenems nach Feldkirch und zurück in gleicher Richtung. Vormittags halb 12 Uhr wurde der Ballon über unserer Stadt wieder sichtbar und steuerte in rascher Fahrt seiner Aufstiegshalle bei Friedrichshafen zu. Diese Fahrt, welche von längerer Dauer war, als wie diejenigen der vorherigen Tage, soll 3000 Mark gekostet haben. Luft Heil!

     

    Immerhin wissen wir nun, das Luftschiff wurde wohl für 3000 Mark (!) von mindestens 15 Bregenzern gechartert. Ein damals übliches Vorgehen. Die zahlreichen “Zeppelin-Tage” gab es ausschließlich gegen Bezahlung, ein heute oftmals vergessener resp. unbekannter Tatsachenbestand.

    In keinem der beiden Artikel wird jedoch explizit die an sich doch aufsehenerregende Wasserlandung erwähnt. Eine Nachlässigkeit der Presse? Wohl kaum. Nach Auskunft des Bregenzer Stadtarchives gibt es dort keinerlei Hinweise AUF resp. Unterlagen ZU dieser Landung. Folglich war es kein offizielles (Fest-) Ereignis und muss somit von einem kleinen unter sich gebliebenen Personenkreis von zahlungskräftigen Interessenten organisiert worden sein.

    Mit angenommenen 15 Passagieren hat die Fahrt pro Person also durchaus die damals üblichen 200 Mark für eine 1-2 stündige Rundfahrt gekostet.

    Das führt mich zum nächsten Punkt: Hat die Landung auf dem Bodensee eventuell niemend mitbekommen? Warum könnte das aber nun sein und wie wahrscheinlich ist das? Selbst 1911 war eine Zeppelin-Überfahrt, auch am Bodensee (!), noch immer ein Ereignis das in der Presse Beachtung fand. Vor allem mit Querung der Landesgrenzen. Oder wurde diese garnicht überschritten und die Landung fand tatsächlich eher auf dem See als “vor” Bregenz statt?

    Oder fand die Wasserlandung gar nicht erst statt?

    Aus postalischer / philatelistischer Sicht bleibt dann wieder die Frage nach den Belegen im Raume stehen. Sind ALLE Belege eventuell doch nur “einfache” Postabwürfe über Bregenz? Alle mir bekannten Belege tragen eben zur Entwertung den Orts-ʘ “BREGENZ” mit Datums- und Zeitangabe “19. VII. 11–5”, die portorichtige Frankatur erklärt sich durch die Herkunft der Bregenzer Passagiere.

    Damit ist dann aber die schöne und spannende Geschichte der Postübergabe mittels Schleppboot auch hinfällig.

    Nun bittge ich um weitere kreative Spekulationen!

    • Diese Antwort wurde geändert vor 3 Jahren, 11 Monaten von westfale.