Willkommen › Foren › LZ 127 “Graf Zeppelin” › LZ 127 – Fahrten 1929 – 1931 › Südamerikafahrt 1930 › Besatzungspost Pruss an Berezowski, Porto wäre völlig daneben? › Antwort auf: Besatzungspost Pruss an Berezowski, Porto wäre völlig daneben?
Hallo Aviator, hallo zusammen,
Nun mal zu dem Punkt meines Denkfehlers. Ich habe immer vermutet und habe das auch immer noch im Kopf, dass bei der Passagier- und Besatzungspost (also an Bord) jede Etappe bezahlt werden muss.
Der „Denkfehler“, der natürlich eigentlich keiner ist, hängt mit dem unglücklichen Begriff „Etappe“ zusammen, der hier für die „Mehr-Etappen-Bordpost“ gebraucht wird. Bezüglich der Portosätze müsste man besser von „Erdteil-Etappen“ sprechen: Südamerika, Nordamerika und Europa – das sind die hier gemeinten „Etappen“.
Im anliegenden Amtsblatt des Reichspostministeriums Nr. 33 vom 19. April 1930 seht unter Punkt 5.
„Die Posthilfsstelle an Bord des Luftschiffs nimmt während der Fahrt Luftpostsendungen unter denselben Bedingungen an. Diese Sendungen erhalten den Aufgabestempel der Hilfsstelle (Bordpoststempel) mit der Ortsangabe „Luftschiff Graf Zeppelin“ und den Abdruck des erwähnten Sonderstempels.
Damit ist eigentlich alles klar. Nicht klar war das aber offensichtlich einigen Besatzungsmitgliedern. Ich erinnere mich an einen Beitrag in der „Luftpost“ vor ein paar Jahren, wo Steffen Weinhardt in seiner Kolumne „Der besondere Beleg“ das Thema auch behandelt hat. Nach meiner Erinnerung ging es da um eine Bordpostkarte vom 4.6., die Kurt Schönherr „korrekt“ mit 3 RM frankierte: 2 RM für die Etappe Lakehurst-Sevilla und 1 RM für die letzte innereuropäische Etappe nach Friedrichshafen.
Das entspricht dann in etwa den „von-Meister-Portosätzen“ für die brasilianische Post nach Friedrichshafen.
Sieger wusste es da besser: sein anliegender Brief vom 20.5. ist „nur“ mit 12 RM frankiert und nicht mit 4 RM nach Recife + 4 RM nach Rio + 4 RM nach Recife + 4 RM nach Lakehurst + 4 RM nach Sevilla + 2 RM nach Friedrichshafen ….
Und Lady Hay Drummond Hay wusste auch Bescheid, als sie am 22.5. meinen „Lieblingsbeleg“ frankierte …
Ein Sonderfall sind natürlich die Bordpost-Sendungen innerhalb einer „Erdteil-Etappe“: Bordpostkarten von Recife nach Rio und umgekehrt kosteten auch 2 RM, Karten von Friedrichshafen nach Sevilla (und umgekehrt auf der Heimfahrt) 1 RM. Briefe das Doppelte …
Ein Aspekt kommt bei Berezowski noch hinzu: anhand der anliegenden Karten wird ersichtlich, dass er sich mit seinen Leitwegs-Vorgaben zunächst am ursprünglich am 19.4. angekündigten Fahrplan orientierte: eine Etappe „Sevilla-Bahia“ gab es in Wirklichkeit ebenso wenig wie „Bahia-Pernambuco“ am 24.5.
Wäre es bei der ursprünglichen Ankündigung geblieben – wenn das Luftschiff von Sevilla aus direkt nach Rio gefahren wäre -, dann wäre die oben gezeigte Karte tatsächlich nur auf einer Etappe befördert worden.
Viele Grüße, Alfred