klaus
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    Hallo Alfred,

    Erstens: völlig richtig, dass laut Eckener (auch laut Lehmann, auch laut Breithaupt) die Entscheidung, nicht nach Havanna zu fahren, erst nach dem Aufstieg in Recife, also frühestens am 29. Mai getroffen wurde.

    Zweitens: eine Flugverbindung mit Postbeförderung (!) zwischen Havanna und Sevilla gab es im Mai 1930 garantiert nicht.

    Drittens: die mehr als 7.000 Kilometer lange Strecke per Dampfer in 6 Tagen zurückzulegen, wäre bestimmt Blaues-Band-verdächtig gewesen. Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, zumal – wie du richtig sagst – ein Dampfer schon auf die Briefe aus der Kanalzone gewartet haben müsste …..

    Jetzt hoffe ich nur (im Sinne der „Werthaltigkeit“ meines Briefs), dass sich irgendjemand vor dir, lieber Dik, schon einmal Gedanken zu diesem Sachverhalt gemacht hat und eine Erklärung gefunden hat, die den Text im Michelkatalog („68 A d – Kanalzone (via Havanna per Schiff nach Sevilla“) verifiziert.

    Da ich die verschiedenen Stempeldaten und die Luftschiffbeförderung auf der letzten Etappe für richtig und nicht manipuliert erachte, gibt es für mich nur die von dir angedeutete Erklärung: der Ausfall des geplanten, aber nirgends eindeutig festgelegten Umwegs nach Havanna war schon länger beschlossen worden, ohne dass man die Passagiere darüber informierte. Bekanntlich hatte das Luftschiff in Recife schon mindestens zwei Tage Verspätung gegenüber dem Zeitplan. Auch wissen wir von Dieter Leder (-> „Zeppelin Post Journal“ Vol.8, No.3 Hebst 2014 Seite 22), dass Eckener gerne das Wetter als Ausrede gebrauchte, wenn er organisatorische Schwierigkeiten hatte: auf der Etappe von Rio nach Recife (Fahrt 65) mussten die von Rio aus gebuchten Passagiere per Flugzeug nach Recife gebracht werden, weil angeblich die Landung in Rio aus Wettergründen fraglich war; in Wirklichkeit war das Luftschiff für diese Etappe überbucht und er hatte keinen Platz für sie.

    sachte, sachte mit den jungen Pferden…

    Ich gebe es zu, ich neige auch immer schnell zu negativen Ansichten, wenn ich mir gewisse Sachverhalte nicht erklären kann. Aber ich denke mit den nötigen Hintergrundinformationen sieht man die Dinge gleich entspannter.

    Stimmt, die Entscheidung Havanna nicht nach Havanna zu fahren kam spät. Ob jetzt der Grund am Wetter, die Überbuchung der Passagierkabinen oder dem tropischen Regen lag, dessen Gewicht es bei der Abfahrt von Recife notwendig machte Treibstoff liegen zu lassen, spielt eigentlich keine große Rolle.

    Viel wichtiger ist hier die Vorbereitung im Postamt von Havanna! Bei der ersten Ankündigung des Besuches der Graf Zeppelin in Kuba ging man nämlich von einem Postabwurf aus.  Eine mögliche Landung des Luftschiffes wurde er später in Erwägung gezogen, und auch nur bei gutem Verlauf und geeigneten Wetter.

    Somit war man in Havanna nur für die Weiterleitung der eingehenden Zeppelinpost vom Luftschiff vorbereitet, nicht aber für die Auflieferung irgendwelcher Post zum Luftschiff. Es gab schlicht keine Vereinbarung zur Annahme von Zeppelinpost.

    Somit brauchte man nicht auf das Luftschiff zu warten, die Post wurde umgehend weitergeleitet. Hier natürlich per Dampfer, eine Luftpostverbindung war in der Tat  noch nicht installiert. Somit hatte man genug Zeit die Post von Havanna (16.Mai) bis nach Sevilla (4 Juni) zu befördern.

    Bevor du mich hier auf ein Bier (oder besser Gin Tonic) <Smiley>  einlädst, muss ich gestehen die „Meriten“ gehen korrekterweise an Dieter Leder. So schreibt er im Zeppelin Journal Winter 2015 über die Nicaragua Zeppelinpost von  1930. Natürlich deckt sich hier der beschriebene Sachverhalt mit den anderen Zuleitungen aus Mittelamerika, hier Canalzone.

    Im Gegensatz zur Post aus Nicaragua die über Havanna aufgeliefert werden sollte, genossen die Stücke aus der Canalzone den Luxus einer Zeppelinbeförderung. Immerhin trafen diese rechtzeitig zur Beförderung auf der letzten Etappe der Südamerikafahrt von Sevilla nach Friedrichshafen ein.

    Interessant auch einige Daten zu den Poststücken aus Nicaragua: Flugpostbeförderung von Nicaragua nach Kuba innerhalb eines Tages, sowie Ankunft in Deutschland der über Schiffspost beförderten Belege beispielsweise in Braunschweig (da Behrens Neuheiten Dienst) am 1.6.1930.

    Also lieber Alfred, Alles Gut!

    Viele Grüße

    Klaus

    P.S. Ich wollte eigentlich einen neuen Thread in der SAF 1930 Rubrik erstellen, mir war es aber leider nicht möchglich diesen anzulegen. Schade…